Schuntersiedlung-online
  Aktuelles     Stadtteilrundgang     Einrichtungen     Einwohner     Links
Sie sind im Bereich: Stadtteilrundgang / Geschichte / Schunterschifffahrt / Einweihung

Die Einweihung

Nachdem der Schiffahrtsweg schon seit 1746 in Betrieb war, wurde er am 18. April 1748 von den Verantwortlichen befahren, inspiziert und die Fertigstellung protokolliert. Die wichtige Bedeutung dieses Projekts wird daraus deutlich, dass Herzog Karl an seinem 37. Geburtstag, dem 1. August 1750, den Schiffahrtsweg besichtigte und einweihte.


Braunschweig von Osten, 1723


Der Ablaufplan dieses Festakts, das einen erheblichen Aufwand und lange Planung erforderte, ist überliefert und gibt einen guten Einblick in die höfischen Rituale des Barockfürsten Karl. Die Hofgesellschaft fuhr mit Kutschen durch das Wendentor zunächst zum Dowesee und dann weiter zum Querumer Kanal. Dort wurde der Regent von den Schiffern begrüßt und hochgelebt, es wurde Salut geschossen und anschließend das Schleusen besichtigt. Dann ging es weiter zum Gliesmaroder Turm, wo man die Einfahrt in den Gliesmaroder Kanal in Augenschein nahm. Schließlich ging die Fahrt vorbei am Holzhof über das Wendentor zurück zum Herzoglichen Hof.

Transskript des Festaktplanes

Ohngefertigter Entwurf dere an dem Höchsten Geburtstage unseres Gnädigen Herrn bey Einweyhung der Schunter Schiffahrt und dabei zu öffnenden Schleusen im Landwehr-Graben vorzunehmenden Solemnitaten (Feierlichkeiten) in 15 Punkten:


1. Vor Tafel melden Serenissimo der Forstmeister von Hoym und Major Treu, als welcher Ersterer den Transport und letzterer die bey Eröffnung der Schleuse nötige Anstalten besorget haben, dass in dem Quehrumschen Canal einige mit Quader und Backsteinen, auch Clafter Holz beladene Schiffe nebst einigen aus Eichen und Fuhren Bauholtz bestehenden Flößen angelanget, und bitte dabey untertänigst, ob Höchst Denenselben nicht gefällig seyn möchte, deren weitere Führung auf den Canal und Durchlass durch die Schleuse an diesen Tage in Höchsten Augenschein zu nehmen, um dadurch die Gelegenheit zu haben, ihre Treuesten feste Devotion an dem den gantzen Lande fröhlichen Tage nebst ihren bey sich habenden Schiffern Höchst Denenselben zu Füßen legen zu können.


2. Nach erhaltener gnädigsten Erlaubnis verfügen sich obbemeldeter Forstmeister von Hoym und Major Treu gegen die Zeit, daß die Höchsten Herrschaften abzufahren gedenken, vor das Wenden-Thor zu Pferde und führen die Herzogliche Suite über die Dobe See nach den Land-wehr-Graben, und zwar solcher Gestalt, daß Höchst Dieselbe bey ihrer Ankunft die in dem Quehrumschen Canal liegenden Transport, welchen, exklusive einer mit 6 Kleinen Canonen und Paucken auch Trompeters woll ausgeputzeten Jagd in 6 Schiffen und 15 Flößen bestehet übersehen können, bey Ankunft der Durchlauchtigsten Herrschaften auf eine gewisse Distanz werden die auf kurtz berührter Jagd befindliche Gestücke (Kanonen), welche die onfehren des Pavillions auf der Batterie gepflanzete 6 Gestücke Antworten, gelöset und


3. die an der Ecke des Quehrumschen Canals und Landwehr-Großgraben auf dem Lande rangierete 33 Schiffer, sämtlich in Schiffer-Uniform gekleidet, lassen das Vivat Carl einhellig von sich hören. Wann nun


4. die Durchlauchtigsten Herrschaften hierauf in den an der Schleuse des Land-wehr-Grabens errichteten und mit Laub ausgeziereten Pavillion abgetreten,


5. so werden, nach dem vorhero untertänigst angefraget worden die Schiffer durch einen Canonen Schuß avisieret, auf die Schiffe und Flöße


6. sich zu begeben, welches in größter Geschwindigkeit unter dem laut Vivat Carl geschiehet, hierauf


7. kommt der gantze Transport in gehöriger Distance nach hinc inde geschehener Begrüßung bey Passirung der auf dem Lande aufgeworfenen Batterie in aller Stille für die Schleuse an, und werden zwey und zwey durch die Schleuse gelassen.


8. Da denn bey Einlaß des ersteren Schiffes der Durchlauchtigsten Herrschaft von dem Forstmeister von Hoym eine Tabelle unterthänigst vorgeleget wird, worinnen sowoll die verschiedenen Sorten des auf denen Schiffen und Flößen befindlichen Holtzes nebst deren Werth nach dem Braunschweigischen Magazin-Fuß enthalten, als auch die Difference derer Kosten zu Waßer gegen diejenigen, welche auf der Axe verwendet werden müssen, balanciret wird, auch wann endlich


9. der gantze Transport durch die Schleuse paßiret, so werden


10. bey Abfuhr der Durchlauchtigsten Herrschaft die Canonen auf der Batterie abgefeueret, welchem die bereits nach Gließenrode avancierete Jagd antwortet, und


11. führen der Forstmeister von Hoym und Major Treu die Fürstl. Suite nach dem Gließenroder Turm,


12. um auf dem großen Canal den gantzen Transport im Vorbey-Fahren nochmals in Höchsten Augenschein nehmen und


13. bey Dero Ankunft von denen sämtlichen Schiffern angestimmte Vivat Carl hören zu können, worauf denn


14. die sämtlichen Herrschaften ihre Rückkehr by dem Holtz-Hofe vorbey in das Wenden-Thor nehmen.



Wendentor, 1716
Wendentor, 1716.




zurück zum Bau  nach oben  weiter zum Betrieb

©  2024   Impressum / Kontakt    Inhaltsverzeichnis    Datenschutzerklärung