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Betrieb der Schunterschiffahrt

Die herzoglichen Schiffe für die Schunterschifffahrt wurden vom Schiffszimmermeister Meyer aus Winsen an der Aller mit einer Länge von 11,5 Metern, einer Breite von 1,7 Meter und einem Tiefgang von 0,6 Metern aus Eiche, Buche und Tanne gebaut. Sie wurden mit vier Mann getreidelt: Zwei zogen an Land, zwei Mann waren mit Staken auf dem Schiff, um es zu steuern. Mit Steinen konnte so ein Schiff mit der siebenfachen Menge im Vergleich zu einem Fuhrwerk beladen werden (3 Kubikmeter). Die Kosten für den Schiffstransport waren damit nur halb so groß wie für den Landtransport. Die Steine kamen unter anderem vom Steinbruch bei Hattorf, den Peltier 1748 erschloss. Nebem dem Schiffstransport wurde auch geflößt: Brennholz wurde einzeln ins Wasser geworfen, während man Bauholz zu Flößen zusammenband.


Es gibt eine überlieferte bildliche Darstellung der Schunterschiffahrt. Auf dem Bild "Ansicht von Riddgashausen" des Malers → Pascha Johann Friedrich Weitsch sind von der Berliner Heerstraße aus im Hintergrund links die Riddagshäuser Klosterkirche und rechts der Nussberg zu sehen. In der linken Bildhälfte fließt die Mittelriede, von beschnittenen Weiden gesämt; knapp außerhalb des Bildfeldes kann man sich den Gliesmaroder Turm vorstellen. Dort zweigt der Gliesmaroder Kanal von der Mittelriede ab und führt durch die Bildmitte nach rechts. Vor dem Nussberg ist - in der Senke des Kanals versteckt - ein Lastschiff zu sehen. Es wird von vier Männern getreidelt: Zwei ziehen es vom Ufer aus an einer langen Treidelleine, zwei steuern das Schiff von Bord aus mit langen Staken. Beladen ist es mit zwei Stapeln Holz. Die Führung der Treidelleine zur Spitze des Mastes darf man wohl als Irrtum oder Freiheit des Malers ansehen; sie wird aus mit Sicherheit am Mastfuß befestigt gewesen sein. Die Mühsal ist den Treidelleuten anzusehen: Mit stark gebeugten Rücken gehen sie ihrer anstrengenden Arbeit nach. Auf den Flussabschnitten des Schunterschiffahrtsweges wird sie die Strömung unterstützt haben; hier auf dem Kanalabschnitt war reine Muskelkraft angesagt, um das tonnenschwere Fahrzeug vorwärts zu bewegen. Auf dem 50 Kilometer langen Weg vom Elm nach Braunschweig, der sicher mehrere Tage in Anspruch nahm, haben die Treidelleute vermutlich am Ufer genächtigt. Der oft als "Flößerpavillon" bezeichnete noch heute im Botanischen Garten zu findende Pavillon wird mit Sicherheit nicht der Unterbringung der Flößerleute gedient haben. Seine aufwändige Bauart lässt vermuten, dass er dem Aufseher des Holzhofes als Büro und Wohnraum gedient hat (siehe Abschnitt über den Pavillon).


Ansicht von Riddagshausen Treidelschiff
Ansicht von Riddagshausen.   Ausschnitt: Treidelschiff.


Das oben dargestellte Gemälde wurde übrigens 1990 aus dem Städtischen Museum gestohlen. Daher gibt es hier nur eine Schwarz-weiß-Darstellung. Sachdienliche Hinweise auf den Verbleib nimmt das Museum oder die Kriminalpolizei gerne entgegen.


Um der starken Verlandung der Flussstrecken des Schunterschiffahrtsweges Herr zu werden, entwarf und baute Major Treu ein Baggerschiff, das sich gut bewährte. Als sehr erwünschter Nebeneffekt kam es durch die regelmäßigen Ausbaggerungen und wasserbautechnischen Arbeiten im Verlauf der Schunter zu wesentlich weniger Ausuferungen und Überschwemmungen. Tatsächlich war die Verbesserung der Hochwasserlage ein zusätzlicher Grund für Herzog Karl gewesen, das Schunterschiffahrtsprojekt zu starten.


Baggermaschine


Die Lastschifffahrt wurde nicht nur von herzoglichen Schiffen durchgeführt. Auch Privatpersonen konnten vom Herzog das Recht zum Treideln und Flößen erwerben. Über mehrere Jahrzehnte bestand ein reger Betrieb. Zahlen darüber liegen aus den Aufzeichnungen der Schleusenmeister vor: So wurde z. B. in Lehre für den Zeitraum 1756 bis 1770 das Schleusengeld für 144 Ladungen Bauholz, 5058 Ladungen Steine und 17.819 Klafter (83.000 Kubikmeter) Brennholz abgerechnet. Für den Winter 1771/72 ist das Passieren von 366 Schiffen in Wendhausen dokumentiert, hauptsächlich Eichen- und Buchenholz sowie in geringer Menge Kieselsteine. Bedenkt man, dass die herzoglichen Transporte frei vom Schleusengeld waren, ist der tatsächliche Transportumfang noch höher gewesen.



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